Der Ton wird schärfer
Welti-Furrer will an der Ecke Hardbrücke/Pfingstweidstrasse zwei grosse Büro- und Wohnblöcke bauen – die Nachbarin gegenüber, die Hamasil-Stiftung von Martin Seiz, wehrt sich gegen das Bauvorhaben «Prime 1,2,3» mit einem Rekurs vor Baugericht. Nun greift Welti-Furrer mit einem Mega-Plakat seine Widersacher an.
Das 12 Meter hohe Plakat sorgt für Aufsehen: «Hamasil verhindert hier Wohnungen für CHF 1000.-» steht in roten Lettern auf rotem Grund, Absender der Botschaft: prime123.ch. Der Angreifer ist die Bauherrin des Projekts «Prime 1,2,3», von dem der mittlere Block bereits steht – links und rechts davon sollen zwei identische Blöcke mit Büros und Wohnungen gebaut werden, doch dagegen gibt es Rekurse, auch aus der Nachbarschaft, etwa der Hamasil-Stiftung des einstigen Holzhändlers Martin Seiz an der Pfingstweidstrasse.
Die Hamasil-Stiftung setzt sich für eine nachhaltige Quartier-Entwicklung in Zürich-West ein und ist entschieden gegen die beiden neuen Blöcke. Seiz ist ein «harter Hund» und hat schon mehrfach gezeigt, dass er bis vor die letzten Instanzen geht, wenn ihm etwas nicht geheuer ist.

Nun setzt sich die Knecht-Gruppe, Grundeigentümerin des Areals an der Hardbrücke und auch Besitzerin der dort tätigen Firma Welti-Furrer, mit dem Zweihänder gegen den unbequemen Nachbar zur Wehr. Sie stellt die weitgehend unbekannte Hamasil-Stiftung öffentlich als Spielverderberin dar – nach Angaben der Knecht-Gruppe sollen hier nämlich vor allem dringend benötigte, günstige Wohnungen gebaut werden ... Auf der Website www.prime123.ch wird es ausführlich dargelegt. Seiz und seine Stiftung sehen das Projekt freilich anders und vermuten, dass neben den Büroflächen vor allem kleine und teure Apartment-Einheiten entstehen, die als Zweitwohnungen oder AirBnB genutzt werden.
Gegenüber der Gratiszeitung «20min» sagen die Kontrahenten dazu folgendes:
Mit dem Plakat wolle man darauf hinweisen, dass das Projekt mit den zahlreichen günstigen Wohnungen durch den Einspruch massiv verzögert werde, so Thomas Knecht, Firmeninhaber der Knecht-Gruppe. «Und das in einer Zeit, in der jede solche zusätzliche Wohnung willkommen wäre.» (...) Fürs Quartier wäre das Projekt eine Bereicherung, so Knecht gegenüber «20min»: «Mehr günstige Wohnungen, Raum fürs Gewerbe, viele begrünte Freiflächen und Bäume sowie eine Senkung der versiegelten Fläche um einen Viertel.»
Von einem «interessanten Vorgehen» spricht Michael Sorg, Kommunikationsberater der Hamasil-Stiftung. Es komme nicht oft vor, dass ein 400-Millionen-Konzern eine Stiftung auf diese Weise attackiere. «Es zeugt von Nervosität, wenn ein so grosser Konzern frontal und öffentlich eine Stiftung wie Hamasil angreift, die sich zum Ziel gesetzt hat, die nachhaltige Entwicklung des Quartiers zu fördern.»
Ein alternatives Projekt für das Areal hat die Projektgruppe «Blühende Pfingstweide» unlängst präsentiert – hier geht's zum Bericht. Die Idee und das dazu gehörende Sonderheft von Hochparterre hatte ebenso die Hamasil-Stiftung initiiert.