Die Sanierungsarbeiten auf der Josefwiese nähern sich zügig der Vollendung: Dieser Tage wurden die letzten offenen Flächen mit frischem Rasen von der Rolle bestückt.
Man würde gerne sagen: Im Industriequartier sind die Türen immer offen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Meistens sind sie zu. Manche waren vielleicht gar noch nie geöffnet.
Auf unseren täglichen Spaziergängen durchs Industriequartier kommen wir an zahllosen namenlosen Türen ohne Klingel und Namensschild vorbei. Oft sind es Kellertüren, Seiteneingänge, Notausgänge oder Türen zu Container-Räumen, seltener führen sie in den Untergrund ... doch immer sind sie verschlossen.
Nur wenige, vielleicht ein Facility Manager oder Abwart, haben die Schlüssel zu diesen Türen. Solche Türen setzen Gedanken frei. Was befindet sich dahinter? Wer geht hindurch? Wann und warum? Oder: Wurde diese Tür wohl jemals schon ihrem Sinn gemäss geöffnet?
Wir haben in den letzten Monaten schon Dutzende solcher Türen fotografiert, die den Betrachter ratlos zurück lassen. Man kann zwar darin rütteln, doch noch gar nie hat sich so eine Türe zufällig geöffnet. Sie bleiben zu. Wunderwerke der Architektur sind sie auch selten, eher Notwendigkeiten. Nachfolgend einige Beispiele.
Manchmal sind die geheimen Türen von Zürich-West auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen: Sie tun so, als seien sie nur ein Elektrokasten, sie ducken sich hinter Graffitis und verschwimmen dabei komplett mit der Wand oder sie übernehmen die Muster des Gebäudes.
Der Kampf um die Neugasse
Um ein schmales Wegstück am Rande von Zürich-West wird erbittert gekämpft: Die Anwohner wehren sich gegen den Velo-Verkehr, doch die Radler wollen nur widerwillig Umwege in Kauf nehmen
Das, was sich am Rande von Zürich-West abspielt, ist exemplarisch für die Stadtentwicklung: Die Einwohnerzahl und der Verkehr nimmt zu, doch niemand will die vielen mobilen Menschen vor seiner Haustür haben.
Studenten der Zürcher Hochschule der Künste haben von der Stiftung PWG den Auftrag erhalten, die durch ein Baugerüst entstellte Einkaufsmeile «Im Viadukt» mit einem XXL-Kunstwerk zu schmücken. Am 11. Mai wird das Ergebnis zu sehen sein.
Das Viadukt nennt sich «Die spannendste Einkaufsstrasse Zürichs» – ein hoher Anspruch, zumal die Meile derzeit durch ein wuchtiges graues Baugerüst der SBB verkleidet ist. Gewerbe und Dienstleister ächzen hinter den grauen Stangen und Folien, Umsatzeinbrüche von 10 bis 50 Prozent sind die Folge der Grossbaustelle, die noch bis im Frühling 2025 dauert.
Schwupp – und weg ist sie ... die SBB sanieren das 130 Jahre alte Wipkinger Viadukt und mit ihm die denkmalgeschützten Stahlbrücken. Am vergangenen Wochenende wurden die Brücken aus dem Viadukt gelöst.
Die Sanierung des Wipkinger Viadukts ist eine Grossbaustelle – auf der ganzen Länge ist es eingerüstet, bis Frühling 2025. Am Wochenende von 24./25. Februar 2024 wurden die Stahlbrücken zur Sanierung demontiert und abtransportiert. Ein Spektakel für Baustellen-Fans, denn entsprechend grosses Gerät wurde dazu aufgefahren.
Das lange geschlossene Eventlokal/Café der katholischen Kirche im Viadukt meldet sich mit neuem Team wieder zurück
Lange war der charmante Doppe-Bogen 11/12 an der Josefwiese dunkel und verwaist, nur ab und zu sah man beim Schimmer einer Schreibtischlampe eine Person über seinen Plänen brüten – es war Norbert Nagy, Leiter des «Jenseits» im Viadukt. Der gebürtige Ungare wollte, dass aus dem vielseitig nutzbaren Café und Eventlokal «ein authentischer und weltoffener Begegnungspunkt für junge Menschen» wird.
Das Gezerre um das Josef-Areal ist in vollem Gange
Kaum ist das ehemalige Areal der KVA Zürich-West ausgeräumt, melden sich schon die verschiedensten Anrainer und Impulsgeber, um aus der grössten Brache des Quartiers etwas Gutes zu machen. Die Frage ist aber: Was ist gut?
In den vergangenen Jahren wurde das zentral gelegene Areal der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage Josefstrasse schrittweise zurückgebaut, saniert und planiert – inzwischen ist die Fläche zwischen Hardbrücke, Viaduktstrasse, Josef- und Pfingsweistrasse eine der grössten brach liegenden Freiflächen der Stadt. Was tun mit der grosszügigen Landreserve?
Weil es ganz theoretisch einen Kurzschluss geben könnte, der die Bahn lahmlegt, verbietet die SBB kurzfristig das Einschalten der bereits am Baugerüst aufgehängten Weihnachtsbeleuchtung im Viadukt. Für die Gewerbetreibenden ein harter Dämpfer.
Seldwyla im Industriequartier. Da wollte die Stiftung PWG, Verwalterin und Vermieterin der Bögen im Viadukt, ihren derzeit durch die beginnenden Bauarbeiten bereits sehr gebeutelten Mietern eine Freude machen und das Weihnachtslicht aufhängen, legt sich die SBB in letzter Minute quer.
Der vielseitige Handwerksbedarf- und Haushaltsartikelladen Jumbo an der Hardbrücke schliesst im Frühling 2024. Fürs Quartier ist das Ende des beliebten Geschäftes ein Verlust.
Wie dieser Tage verschiedenen Medienberichten – etwa in der NZZ oder im Tagi – zu entnehmen ist, schliesst die Jumbo-Filiale an der Harbrücke per Mitte März 2024, weil der zwanzigjährige Mietvertrag für die Coop-Tochter ausläuft. Mit dem populären Baumarkt verschwindet eines der frequenz- und umsatzstärksten Geschäfte im Industriequartier.
Im Kulturpark Zürich-West findet am Donnerstag, 12. Oktober 2023 eine Podiumsdiskussion über die Zukunft des Josef-Areals statt – was soll auf der grössten Brache des Quartiers eines Tages entstehen?
Das Josef-Areal ist ein zentraler Baustein in Zürich-West: die zwischen Pfingstweid-, Josef- und Viaduktstrasse gelegene Parzelle der ehemaligen Kehrichtverbrennung soll in den kommenden Jahren neu genutzt werden. Aber womit?
Mit moderierten Quartier-Spaziergängen versucht die Grün Stadt Zürich herauszufinden, was sich die Menschen in Zürich-West von ihrem Viertel für die Zukunft wünschen und wie diese Ideen in die künftige Stadtplanung einfliessen können.
Zuerst eine gute und eine schlecht Nachricht. Die «bad news» ist die, die wir bereits kennen: Bei der Umgestaltung des einstigen Industriequartiers in das moderne Dienstleistungs- und Wohngebiet Zürich-West ist vieles schief gelaufen, was kaum noch zu korrigieren ist. Zu viele Einzelinteressen und Rendite-Orientierung haben aus dem pulsierenden Viertel eine halbtote Bürostadt gemacht.
Auf dem Areal des einstigen, vor Jahren bereits abgebrochenen Hardturms soll ein neues Sport-Stadion mit zwei Wohntürmen entstehen. Über dieses Projekt hat die Stadtzürcher Bevölkerung schon zwei Mal abgestimmt – und es im Prinzip durchgewinkt. Doch nun legt eine dritte Volksinitiative dem Projekt "Ensemble" neue Steine in den Weg
Das Projekt "Ensemble" sieht ein Stadion für 18 000 Zuschauer, eine Genossenschaftssiedlung mit gemeinnützigen Wohnungen und zwei Hochhäuser vor. 2018 wurden die Pläne bereits vom Stimmvolk angenommen, 2020 – nach einer neuen Initiative – noch einmal an der Urne bestätigt.