Eines der ikonischsten Gebäude der Stadt – und eine der Marken, die Sinnbild für den Wandel von Zürich-West sind
Der bunte Freitag-Turm, gebaut aus alten Übersee-Containern, ist eine Sehenswürdigkeit, die man in der ganzen Welt kennt. Von überall her pilgern die Touristen an die Geroldstrasse, um das "moderne Monument" zu fotografieren, das sowohl für den Wandel von Zürich-West wie für die Erfolgsgeschichte der Firma Freitag steht.
26 Meter scheinen bescheiden, und doch: Bevor in der unmittelbaren Nachbarschaft über hundert Meter höhere Prime Tower entstand, war der aus Schiffscontainern aus dem Hamburger Hafen improvisierte Freitag-Turm das schillerndste Hochhaus von Zürich-West. Der Bau, entworfen vom Büro Spillmann Echsle Architekten und 2006 erbaut, besteht aus 19 aufeinander gestapelten Frachtcontainern, die mit dem Zug nach Zürich transportiert wurden
In dem Turm werden die Taschen der Gebrüder Daniel und Markus Freitag verkauft, die auf dem benachbarten Maag-Areal in den neunziger Jahren ihre Firma gründeten und eben dort ihre ersten Erfolge feierten - bis ihre Firma nach Zürich-Nord zog. Heute ist Freitag auf der ganzen Welt ein Begriff für nützliche und dauerhafte Taschen und nachhaltige, zirkuläre Mode. Sie wurde dutzendfach totgesagt: Mit jedem Bashing läuft die Marke aber noch besser.
Der Freitag-Turm wurde vor kurzem aufwändig saniert – denn eigentlich war es nur ein Provisorium für ein paar Jahre. Die Renovation kostete ein Vielfaches des ursprünglichen Baus! Doch es hat sich gelohnt: Der Container-Turm ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern begehbar. Auf dem Dach des Recycling-Wolkenkratzers eröffnet sich eine grossartige Aussicht über das ehemalige Industrie-Quartier. Übrigens ist der Turm nach städtischen Richtlinien tatsächlich ein Hochhaus - diese sehen nämlich vor, dass ein solches mindestens 25 Meter hoch sein muss.
Im Industriequartier gibt es viele interessante kleine Geschäfte, aber keine Filialen von internationalen Top-Brands. Wie wäre es, wenn diese endlich das Potenzial von Zürich-West erkennen würden?
In Zürich-West gibt es einige Dutzend richtig tolle Geschäfte – der Cluster am Viadukt ist stadtbekannt, doch lohnt es sich auch, entlang der Schiffbaustrasse und der Pfingstweidstrasse shoppen zu gehen. Frau Gerolds Garten und die benachbarten Häuser sind auch populär. Fakt ist aber auch: Viele mögliche Erdgeschossflächen in Zürich-West sind anders als ihrem Sinn gemäss genutzt – nämlich nicht als offene, einladende Handelskonzepte, sondern als Büros, Kitas, Showrooms und dergleichen.
Der Cabinet Concept Store verkauft Mode, Accessoires, Schmuck, Parfums und Wohnaccessoires – vieles davon wird vor Ort hergestellt
Cabinet im Bogen 23 des Viaduktes ist ein Concept Store in Zurich-West. Der Store der beiden Gründer Nina & Jeroen van Rooijen kauft und verkauft alles, was Herz, Seele und eine runde Geschichte hat – gebraucht oder neu, von nahe und aus aller Welt.
Bei Kitchener im Viadukt geht es um den Stil der urbanen Gesellschaft und die zeitgeistigen Produkte dazu
In Bern ist der Kitchener seit Jahrzehnten eine Institution. Das Geschäft war schon ein Concept Store, bevor es den begriff überhaupt gab. Es war die Idee von Jürg Huber – seine Freunde und Mitarbeiter nennen ihn einfach «Hupe» – in Bern ein neues Kapitel aufzuschlagen, notabene for weit mehr als 50 Jahren.
Der kompetente Zürcher Spezialist für Urban- und Casualwear residiert im Viadukt mit gleich zwei Bögen und einem Dutzend angesagter Marken
Die Firma Street-Files, 2006 vom Agenten Alex Braunschmidt im Kreis 4 gegründet, versteht sich als "Home of Contemporary Streetwear". Sie repräsentiert einen frischen Mix aus zeitgenössischen Basics und zeitlosen Klassikern, die zu jeder Gelegenheit passen.
Ein Pionier im Industriequartier: The Gloss war schon hier, bevor das Viertel in Mode kam
Patrick Peritz war schon im Industriequartier, als es den Begriff des Hipsters noch gar nicht gab und sich von dieser Sorte schon gar keiner hierher getraute – The Gloss war lange, bevor Zürich-West trendy wurde, schon am Escher-Wyss-Platz zuhause, als modische Insel im industriellen Grau des Viertels. Im Jahr 2000 gab es hier noch nicht viel, ausser ein paar wilden Clubs und illegalen Beizen.
Die schwarze Avantgarde trifft sich gerne im Viadukt zur Messe – allerdings tagsüber und bei Tageslicht, zum Shoppen
Ein Sklave der Mode möchte man ja eigentlich nicht gerne sein – die Zeiten, in denen man blind dem "Diktat" der Mode folgte, sind schliesslich lange vorbei. Doch bei Fashion Slave im Viadukt geht es auch nicht um das sklavenhafte Befolgen von Trends oder Moderegeln, sondern eher um das Gegenteil davon, um die Befreiung von Konvention und Klassik. Was bei Inhaberin Barbara Furer und ihrem Sidekick Gianni Campisi im Regal liegt, ist alles andere als braver Mainstream.
Echt, authentisch, fair und nachhaltig – das ist die Maxime des stimmungsvollen Collab Stores in Zürich-West
Normalerweise steht "Collab" für Orte, an denen man im losen Verbund im Büro zusammenarbeitet, alle zusammen und doch jeder für sich – nicht so beim Collab Store an der Pfingstweidstrasse in Zürich-West. Der 2015 gegründete Collab Store versteht sich allerdings ähnlich wie Collab Spaces als gemeinschaftliches und partizipatives Projekt, als Plattform des Austausches und der Inspiration. Eine bunte Handvoll junger Frauen kuratiert und verkauft das stimmungsvolle Sortiment des Geschäfts.
Bei BIG kauft seit 1980 die Zürcher Jugend ein – seit der Umwandlung der Brücke in eine Shoppingmeile auch im Viadukt
BIG ist eine Institution in Zürich – 1980 als "junge" Abteilung der traditionsreichen Modissa gegründet, hat sich das einstige Baby des visionären Mode-Unternehmers Isidor Gablinger zum eigenständigen Brand entwickelt. Eine der schönsten Filialen des Konzepts findet sich seit 2010 im Viadukt – sie ist eine "Modewerkstatt", die neben dem trendy Sortiment von BIG auch immer wieder mal Kreativ-Happenings zulässt, seien das Guest Shows junger Talente oder Yoga-Sessions, während derer das Geschäft kurzerhand ausgeräumt wird. Die flexible Möblierung erlaubt verschiedenste Nutzungen.
Bei Colorful Standard im Viadukt in Zürich gibt es modische Basics in einer Vielzahl von ansprechenden Farben
Ein Bogen, zwei Brands – die Zürcher Street-Files-Gruppe betreibt im Viadukt nicht nur ihren eigenen Sneaker- und Streetwear-Shop, sondern auch eine Filiale mit den Konzepten der zwei Marken Colorful Standard und Rains. Beides sind dänische Brands. Sie teilen sich den Bogen brüderlich: Auf der einen Seite gibt es die farbigen Basics von Colorful Standard, auf der anderen Seite die gummierten Regensachen von Rains.