Harald-Nägeli-Figur am Schiffbau
Im südlichen Dachgiebel der denkmalgeschützten Schiffbau-Halle in Zürich-West hängt seit 2019 eine leuchtende Figur des «Sprayers von zürich», Harald Nägeli
Ist es wirklich ein Nägeli? Viele Passanten sind sich nicht sicher, denn: Der «Srayer von Zürich», wie der vom Outsider zum etablierten Kunst-Inventar gereifte Harald Nägeli auch heisst, brachte seine berühmten Figuren bevorzugt am Sockel von Gebäuden auf Beton an, und nicht im Giebel.
Ausserdem ist seine «Tatwaffe» doch eine Spraydose, nicht eine gebogene Neonröhre?
Es ist ein Nägeli, doch doch. Hochoffiziell. Das Schauspielhaus hat die pink leuchtende Figur mit dem dreieckigen Spiral-Rumpf 2019 bekommen und montiert. Sie war ein Geschenk des Künstlers an die neue Intendanz von Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann – die nun auch schon wieder Geschichte ist. Der Nägeli aber bleibt oben.

So ändern sich die Zeiten: In den 1970ern noch gefürchtet, gehasst und gejagt, dann international zur Verhaftung ausgeschrieben und später als Künstler rehabilitiert: Harald Nägeli ist das lebende Zeugnis davon, wie sich der Kunstbegriff ändert. Dass seine Figur nun hell über dem zentralen Platz von Zürich-West leuchtet, mag nicht nur dem Künstler selbst, der früher im Dunkel durch die Gassen huschte, als wohltuende Wendung erscheinen.
Interessanter «Beifang» zu dieser Thematik: Diese Figur ist die einzige von Hunderten Spuren, die der «Sprayer von Zürich» in seiner Heimatstadt hinterlassen hat, die sich in Zürich-West befindet – das Industriequartier war zu seiner aktivsten Zeit noch nicht das bevorzugte Viertel des Künstlers, er tobte sich lieber am Zürichberg, im Niederdorf und in Hottingen aus. Auf dieser interaktiven Karte kann man Harald Nägelis Werk studieren.
Hier erfährt man noch etwas mehr über die namenlose Nägeli-Figur am Schiffbau